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E-Scooter: Florian Walberg und Egret kooperieren mit China-Gigant Yadea

E-Scooter: Florian Walberg und Egret kooperieren mit China-Gigant Yadea

Manager Magazin Unternehmen.90 Days Ago

E-Scooter: Florian Walberg und Egret kooperieren mit China-Gigant Yadea

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Florian Walberg zählt zu den bekanntesten Köpfen der E-Rollerszene. Seine Marke Egret baut hochpreisige Scooter für Privatkunden. Jetzt greift Walberg in Deutschland günstigere Anbieter wie Xiaomi oder Ninebot an – mithilfe des chinesischen Riesen Yadea.
Walberg will's wissen: Rollerpromi Florian Walberg drängt mit chinesischer Hilfe in den Massenmarkt

Walberg will's wissen: Rollerpromi Florian Walberg drängt mit chinesischer Hilfe in den Massenmarkt

Foto: Mara Kolb / Egret

Am Alten Wandrahm 6, einem altehrwürdigen Lagerhaus in der Hamburger Speicherstadt, wimmelt es von Kartons, Elektrorollern und Werkzeugen. Ein paar junge Leute sind auch da – besonders jung wirkt einer, der zu den ältesten gehört. Florian Walberg (49), lässiger Look mit hochgegelten Locken und Hipsterbrille, ist Chef seines eigenen kleinen Rollerreichs. Die steilen Treppen bis in den fünften Stock der Walberg Urban Electrics GmbH sprintet der 49-Jährige derart zackig hoch, dass man ganz oben in Walbergs Chefloft angekommen erst einmal durchatmen muss. Der Mann hat keine Zeit zu verlieren.

Mitte der 90er als Teenie-Schwarm mit der Boyband „Bed & Breakfast“ bekannt geworden, beschäftigt sich der Hamburger nach eigener Aussage inzwischen seit rund 20 Jahren mit E-Scootern, 2011 gründete er die Marke Egret. Die Leidenschaft entbrannte also lange, bevor die Tretroller als Leihobjekte wie Ameisen über viele Stadtzentren in Deutschland herfielen. Selbst verkauft Walberg seine eigens entworfenen und entwickelten Roller nicht an die kriselnden Verleiher wie Tier  , Bird und Co. – seine Abnehmer sind Privatkunden.

Jetzt hat Walberg einen Deal eingetütet, der seine Firma verändern wird. Bislang kosten Egret-Roller immer vierstellig, sie sind Premiumware. Nun brechen die Hamburger mit dieser Regel, sie drängen ins Massengeschäft. Ab Mai sollen vier Roller zu Preisen zwischen 679 und 1199 Euro über Egrets Onlineshop, aber auch im Consumer-Electronics-Handel verfügbar sein. Die Scooter entwickeln Walberg und Co. nicht auf eigene Faust, sie setzen auf einen mächtigen Partner: Yadea.

In Europa sind die Chinesen wohl nur Insidern ein Begriff. Dabei ist das Unternehmen ein Gigant. Die Gruppe aus Wuxi gilt als größter Hersteller von elektrischen Zweirädern der Welt. Um die 10 Millionen E-Mopeds, E-Bikes und E-Scooter verkauft Yadea im Jahr, macht umgerechnet über 4 Milliarden Euro Umsatz – und drängt jetzt auf den deutschen Markt.

„Jetzt bekomme ich vier Roller hingestellt und habe praktisch keine Kosten. Das ist schon gigantisch.“

Helfen soll dabei Florian Walberg. Dessen Firma ist zwar mit zuletzt gut 12 Millionen Euro im Vergleich ein Winzling, hat aber einen exzellenten Ruf. Auf die faltbaren Egret-Roller setzen auch Weltkonzerne wie Audi, Walberg hat schon Sondermodelle mit Pirellireifen und Schaefflerbremsen gebaut. Nun wagt sich der Hamburger aus der Premiumnische. Warum? „Auf eigene Faust könnte ich niemals so skalieren“, sagt Walberg.

Yadea übernimmt den Großteil der Entwicklung und der Fertigung der vier geplanten Roller, „ungefähr 95 Prozent“, sagt Walberg. Die Hamburger helfen beim finalen Feinschliff. „Wenn wir einen Roller selbst entwickeln, dauert das mindestens zwei, drei Jahre und kostet schnell auch bis zu einer Million Euro“, sagt Walberg. „Jetzt bekomme ich vier Roller hingestellt und habe praktisch keine Kosten. Das ist schon gigantisch.“

„Keine Supermarktscooter“

Bedenken wegen der Qualität will Walberg wegwischen: „Auch diese werden keine Supermarktscooter“, verspricht er. Yadea entwickle und fertige im Gegensatz zu den meisten anderen Herstellern aus dem asiatischen Raum auf sehr hohem Niveau. Was ihn da so sicher macht? Er sei regelmäßig in China, habe viele Fabriken gesehen.

Walberg lässt seine Egret-Roller wie praktisch die gesamte Branche in China bauen. „In unserer Produktion ist von unserem deutschen Team immer mindestens eine Person vor Ort, die alle Arbeitsschritte auditiert.“ Faire Bedingungen für die Mitarbeiter seien für ihn nicht verhandelbar, verspricht Walberg.

Yadea verspricht sich von der Zusammenarbeit mit Walbergs Team einen schnellen Marktzugang, die Hamburger kümmern sich um die Zulassung, die Kundenbetreuung und den Service. „Deutschland ist für uns der wichtigste Markt in Europa“, sagt Vicky Yang, bei Yadea General Manager für E-Bikes und E-Kick-Scooter. Über Egret als „renommierten und etablierten Partner“ und Walbergs „jahrzehntelange Expertise und exzellente Beziehungen in der E-Sooter-Branche“ sei man „sehr froh“.

Walbergs Ziele sind ambitioniert. „Ich will auf's Treppchen, unter die größten Drei in Deutschland“, sagt er. Die meisten Roller verkaufen hierzulande derzeit Xiaomi und Ninebot. Egret sei mit einer fünfstelligen Zahl von verkauften Rollern im Jahr „die Nummer Eins im Premiummarkt, da kann uns niemand das Wasser reichen“. Jetzt will Walberg den Massenmarkt neu aufteilen. 2025 peilt er mit Yadias Hilfe „ungefähr 100.000“ verkaufte Roller an. „Im Mittelpreissegment haben wir mit dem Lineup die beste Position“, ist Wahlberg überzeugt.

Der Markt gebe das Wachstum her, ist sich der Hamburger sicher. Der Gesamtverband der Versicherer zählte 2023 fast 765.000 versicherte elektrische Tretroller, drei Viertel davon gehörten Privatpersonen. Während die Sharer um ihre Existenz kämpfen, verdient Walberg nach eigener Aussage Geld. „2025 wollen wir im operativen Geschäft eine zweistellige Rendite hinstellen.“

Walberg kennt auch andere Zeiten. Nach Ausbruch der Coronapandemie kam sein Geschäft fast zum Erliegen. „Wir haben keine Roller mehr bekommen“, erinnert er sich zurück. Die strengen Lockdowns in China zerstörten Walbergs Lieferkette. „Wir mussten uns brutal gesundschrumpfen.“ Seitdem hat sich die Firma schnell erholt, „wir wachsen gerade Jahr für Jahr um 70 Prozent und mehr“. 2021 stieg mit dem Paris Fonds Vert erstmals ein Investor bei Walberg Urban Electrics ein, kaufte 30 Prozent der Firma. Bald dürfte Walberg weitere Anteile abgeben. „Bei unseren Wachstumszielen brauchen wir natürlich Geld.“

Ihm sei klar, dass sich „die DNA“ seiner Firma damit verändere, sagt Walberg. Er sieht aber vor allem die Chance im Deal mit den Chinesen. „Wenn wir damit keine Stückzahlen machen, haben wir wirklich selbst Schuld.“

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E-Scooter: Florian Walberg und ...

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