Wirtschaftswoche.97 Days Ago
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Im vergangenen Jahr wurden weniger Automobilzulieferer gekauft oder verkauft als im Vorjahr. Weltweit gab es 2023 bei den Übernahmen einen Rückgang von etwa vier Prozent, wie jetzt eine Analyse der Unternehmensberatung AlixPartners zeigt. Am deutlichsten war der Dämpfer demnach in Nordamerika, doch auch in Europa brach das Geschäft ein. Nach 294 Deals in 2022 reduzierte sich die Anzahl der Übernahmen in der Automobilbranche im vergangenen Jahr auf 213, was einem Rückgang um 28 Prozent entspricht.
Für 2024 und die kommenden Jahre erwarten die Berater dagegen eine Zunahme von Übernahmen: Zum einen, weil Unternehmen die Teile abspalten, die sie nicht mehr als Kerngeschäft sehen – und zum anderen, weil auch mehr Finanzinvestoren Unternehmen oder Unternehmensteile verkaufen dürften. AlixPartners-Branchenexperte Hendrik Engelhardt erklärt, dass Letztere nun Teile ihrer Zulieferer-Portfolios am Markt platzierten, nachdem sie diese erfolgreich transformiert hätten.
Engelhardt zufolge ist der Markt für den Verkauf von Unternehmensanteilen gerade im Zuliefererbereich derzeit schwierig: Vorgänge würden länger dauern, Risiken würden kritischer als früher unter die Lupe genommen und Käufer zögen Angebote häufiger zurück. Das wiederum wirke sich negativ auf die Kaufpreise aus – und Banken hielten sich eher zurück, die Übernahmen zu finanzieren.
Im Vergleich zu den Vorjahren haben Finanzinvestoren außerdem weniger Autozulieferer gekauft, die Technik für Verbrenner herstellen – wie Auspuffanlagen, Motorteile oder Getriebe.
Engelhardt: „Auch hier gilt, dass jeder investierte Euro zurückverdient werden muss“. Und Investoren hätten die Risiken dafür stärker im Blick als früher: „Gerade bei den Verbrenner-Zulieferern wird genauer hingeschaut. Nicht jeder Marktteilnehmer wird den harten Renditeanforderungen gerecht.“
Neben Unternehmen, die Technik für Verbrenner herstellen, seien für Investoren derzeit beispielsweise auch diejenigen interessant, die Schalter und Bedienelemente produzieren. „Es gibt eine Vielzahl von Lieferanten, die massiv unter Druck geraten“, sagt Engelhardt. Nicht jeder Zulieferer habe genug Mittel, um Technik weiterzuentwickeln und so die über Jahrzehnte aufgebauten Geschäftsmodelle anzupassen.
Eine Strategie, die bei Zulieferern greifen kann, ist die des sogenannten Last-Man-Standings. Dabei streben Finanzinvestoren eine Konsolidierung an, um die reduzierte Nachfrage für Verbrennertechnik zu bedienen – und Profite zu machen, indem sie sich auf Größe und mehr Effizienz fokussieren. „Ob diese Strategie mittelfristig erfolgreich sein wird, gilt es zu beobachten“, sagt Engelhardt. Die betreffenden Finanzinvestoren seien jetzt erst dabei, ihre Plattformstrategie zu entwickeln und Unternehmen zu transformieren. „Klar ist, dass bei insgesamt reduzierter Nachfrage seitens der Autobauer nur diejenigen sich durchsetzen werden, die Qualität und Kosten im Griff haben.“
Die Berater von AlixPartners haben in einer Studie auch Zulieferer und Autobauer zu den Auswirkungen des Verbrenner-Ausstiegs und des Wechsels auf den Elektroantrieb im Hinblick auf ihre Strategie befragt. Rund ein Drittel hat bereits begonnen, die Strategie neu auszurichten. Fast die Hälfte hat dabei bereits angestoßen, das Verbrenner-Geschäft aufzugeben oder Unternehmensteile abzuspalten.
Einige Unternehmen, wie der schwäbische Zulieferer Mann+Hummel, haben ihren Ausstieg bereits vollzogen.
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